Nicht nur das pastellfarbene Ambiente in seinen Räumen und die Markstücke im Wandverputz offenbaren Norberts Faible für längst vergangene Wirtschaftswunderzeiten. Besonders gern schneidet der Barbier auch die Haare wie damals: Seine Kunden kommen, um sich von ihm den nachkriegstypischen GI-Schnitt verpassen, die 50er Jahre-typische Tolle frisieren oder Hochsteckfrisueren gestalten zu lassen. „Die Tolle sagt sofort etwas über den Träger aus – weit mehr als nur, dass er den Lebensstil der 50er Jahre liebt“, sagt Norbert. Individuell müsse der Schnitt deshalb sein: „Der eine trägt die Tolle lieber hart nach oben, der andere etwas lockerer. Dementsprechend muss auch geschnitten werden. Schneidet man falsch, stehen die Haare an den Seiten ab oder sie lassen sich nicht in die gewünschte Form knicken.“  Und auch bei der Hochsteckfrisur sei Fingerspitzengefühl gefragt: „Viele Kundinnen kommen, um sich die Haare für einen Tanzabend oder ähnliche Veranstaltungen machen zu lassen. Da muss die Frisur natürlich perfekt sitzen.“

Bei all den Haartollen, die Norbert schneidet, und all den toupierten Damenköpfen, hat sein größter Wunsch allerdings mit einer anderen Frisur zu tun: Er will einmal Friseur auf einem jener US-Flugzeugträger sein, auf dem hunderte Soldaten den GI-Schnitt tragen. „Das würde bedeuten: Bürstenfrisuren am laufenden Band“, sagt er. Die „USS Enterprise“ etwa wäre der richtige Kahn für Norbert: „Da“, sagt er, „gibt es 20 000 Leute mit dieser Frisur.“ Dass er ihn drauf hat, den Bürstenschnitt, bewies der „Rockin’ Barber“ unter anderem bei einer Petticoat-Party im heimischen Wuppertal und beim Musikbox- & Straßenkreuzer-Festival 2007 in Kaunitz: Unter freiem Himmel schnitt er dort mehreren 50er-Fans die Haare - und zwar Rock’n’Roll tanzend zu Live-Musik von The Dirty Little Crocodiles. „Das war ein Spaß“, sagt Norbert. „Aber dabei kam ich gehörig ins Schwitzen.“